Sonntag, 17. Juni 2012

Kennst du die Stimme, die 'Versager' schreit? l7.O6.2Ol2

Kennst du das, wenn du so vieles im Kopf hast, dass er gleich explodiert?
Dieses Gefühl, dass niemand mehr da ist und du ganz allein bist?
Wenn du deine Trauer überspielst und alle es dir abkaufen.
Du tust so, als wärst du froh darüber.
Doch eigentlich hoffst du nur, dass jemand kommt und dir sagt, dass er weiß, dass nicht alles okay mit dir ist.
Du hoffst auf eine Person, die immer für dich da ist und niemals über dich urteilt.
"Menschen sagen dir, du sollst du selbst sein, dann urteilen sie über dich."
Heutzutage findet man niemanden mehr, der einfach nur da ist, ohne sich ein Urteil zu bilden.
Jeder hat Vorurteile. Egal, ob sie sagen, dass es nicht so ist.
Aber darauf wollte ich heute nicht hinaus.
Ich wollte mal klar stellen, dass jeder jemanden braucht, der einem vielleicht auch nur zuhört.
Und ja, ich bin immer da.
Egal, für wen. Egal, ob es Kleinigkeiten sind oder wirklich Selbstmordgedanken.
Und vielleicht bin ich eine Ausnahme, weil es mich wirklich interessiert, wie es den Leuten geht, wenn ich frage.
Ich will immer eine ehrliche Antwort haben.
Und mir ist es da auch so ziemlich egal, ob ich die Leute kenne.
Wenn sie jemanden brauchen, werde ich immer da sein.
Kennt ihr das, wenn eure Freunde Witze über Ritzen, Selbstmord oder Magersucht machen?
Und ihr steht daneben, streicht über eure Narben oder euren Bauch, oder ihr versinkt in Gedanken, weil niemand weiß, wie es wirklich in euch aussieht?
Und dann könnt ihr an nichts anderes mehr denken, als an eure Schwachstellen und fühlt euch wieder so schlecht.
Ich werde oft gefragt, ob ich mich ritze oder mich mal geritzt habe.
Ja, nicht mehr so sehr. Aber ja.
Ich bin noch nicht drüber hinweg.
Auch, wenn ich daran arbeite.
Ich schaffe es nicht sehr gut, es zu lassen. Aber ich will niemanden enttäuschen, also bemühe ich mich. Und ich rede mir ein, dass es nicht so schlimm ist, dass es irgendwen interessieren könnte.
Und dann kommen die Kommentare, dass man meine Narben nicht sieht.
Ich bin niemand, der deswegen Aufmerksamkeit erregen will.
Ich ritze mir nicht die Arme auf und trage extra noch T-Shirts.
Ich reibe meine Narben nicht jedem unter die Nase.
Und außerdem, was geht es euch an?
Wenn ich gefragt werde, gebe ich eine ehrliche Antwort.
Aber was gibt euch das Recht, noch daran zu zweifeln, dass ich so etwas mache?
Rein gar nichts. Seid ihr besser?
Vielleicht ja, dann freut euch.
Meine Wunden sind eher an Stellen, die sowieso niemand zu Gesicht bekommt, den es etwas angeht.
Die Narben werden nie ganz verschwinden. Das weiß ich und da bin ich mir auch sicher.
Aber wenn ich es lasse, fühle ich mich noch schlechter. Ich fange an zu zittern und bin total neben der Spur. Ich könnte jede Sekunde anfangen zu weinen, aber ich unterdrücke es.
Ich brauche irgendwie die Bestätigung, dass ich noch am Leben bin und noch Gefühle habe.
Wenn ich mir nicht mehr selbst Schmerz zufüge, habe ich trotzdem noch Wunden.
Wunden, die man nicht sehen kann.
Wie auch?
Niemand weiß, wie ich mich fühle.
Ist meiner Meinung nach auch gut so.
"Würdest du meine Gedanken kennen, würdest du in Tränen ausbrechen."
Und es stimmt so sehr.
Manchmal machen mir meine eigenen Gedanken Angst, weil sie so grausam sein können. Manchmal ist in einem Moment alles gut. Dann muss ich an irgendwas denken und muss weinen.
So oft schreibe ich, dass es mir gut geht und sitze weinend vorm Computer. Und ja, alle glauben es. Ich habe dran gearbeitet, dass es 'echt' rüberkommt. Und jetzt habe ich es geschafft. Ich bin stolz auf mich.
Mir fehlt einfach meine ständig gute Laune.
Und ich hasse die Zeit, in der ich ins Bett gehe.
Ich bin so allein mit meinen Gedanken, die ich mit niemandem teilen kann und will.
Aber hey, ich lebe noch.